Von der Halle an den Fels – das erste Mal Felsklettern – was ist anders?

Felsklettern ist genial!
Okay, Halle ist schon ein toller Spiel- und Trainingsplatz. Aber den geliebten Sport dann noch in der freien Natur ausüben zu können… frische Luft zu atmen und an schöne Orte zu kommen… und echten Fels unter den Fingern zu spüren… Das ist nochmal was ganz anderes.
Allerdings ist das Klettern am Naturfels doch ein bisschen anders und es gibt ein paar Dinge zu beachten.
Um diese Dinge soll es in diesem Artikel gehen.
Wenn du das erste Mal Felsklettern möchtest – was musst du wissen, was ist anders im Vergleich zum Klettern in der Halle, was benötigst du?
Ganz wichtig: dieser Artikel ersetzt natürlich keinen Kurs und hat auch nicht den Anspruch. Es geht nur darum bewusst zu machen, wie sich das Klettern am Fels von der Halle unterscheidet und worauf man sich vorbereiten muss.
Er ist als Info für diejenigen gedacht, die bereits in der Halle im Vorstieg Klettern und gerne den Schritt an den Fels gehen möchten und wissen wollen was so auf sie zukommt, was es zu beachten gilt und was man lernen sollte.

Hier eine kurze Inhaltsübersicht:

Grundregeln für den Aufenthalt am Naturfels
Ausrüstung fürs Klettern am Fels
Felsen & Routen finden
Vor dem Einstieg
Beim Klettern
Routenabbau
Gefahren beim Klettern am Fels

 

 

zwei Frauen beim Klettern am Fels

Felsklettern ist anders – wir sind draußen!

Ich möchte mit einem sehr wichtigen Thema beginnen, dessen sich jeder unter uns, der draußen am Fels klettern geht, bewusst sein sollte.
Dieses Thema ist deshalb so wichtig und der erste Punkt dieses Artikels, weil Nichtbeachtung durch einzelne das Felsklettern für die gesamte Community gefährdet.
Bitte nimm dir kurz die Zeit auch diese Dinge durchzulesen, denn es gibt doch immer wieder Schwierigkeiten, weil nicht jedem die wichtigsten Punkte bewusst sind.

Klettern ist ein Trendsport und wir werden immer mehr. In der Halle, genau wie am Fels. Dadurch steigt einerseits die Umweltbelastung durch uns, genauso aber die Belastung von Anwohnern und Grundeigentümern.
Der erste Punkt, der im Vergleich zum Hallenklettern anders ist:
Du befindest dich einerseits in der Natur und andererseits meist auf Privatgelände, oder überquerst Privatgelände.

Grundregeln für den Aufenthalt am Naturfels

Deshalb beachte bitte ein paar Grundregeln für deinen Aufenthalt an diesen herrlichen Orten, damit sie noch lange so herrlich bleiben und für uns alle weiterhin zugänglich sind:

1) Müll

Das Thema sollte jedem bewusst sein, der sich in der Natur aufhält. Wir haben ein tolles Entsorgungssystem… Nur dafür muss der Müll im Kübel landen.
Deshalb: Nimm jeglichen Müll wieder mit und halte den Felsen, den Zustieg, den Parkplatz und das Gelände drumherum sauber.
Das schließt auch Kippenstängel, Bananenschalen und jegliches Toilettenpapier ein.
Am besten nimmst du dir ein Herz und auch noch den Müll derjenigen mit, denen die Sachen wohl aus der Tasche gefallen sind.

2) Zustieg & Wege

Beweg dich auf den vorgesehenen Wegen und nicht abseits davon.
(Dies dient einerseits dem Naturschutz, aber auch dem Schutz des Eigentums des Grundeigentümers.)
Kein Bauer ist erfreut, wenn 5 Kletterer nebeneinander quer durch seine Wiese streifen und diese platttrampeln, während er das Heu für sein Vieh benötigt.

3) Verhalten in der Natur

Keine Feuer, keine Partys, keine laute Musik, kein Lärm.
Verhalte dich leise und respektvoll anderen Kletterern, Tieren, Anwohnern und der Natur gegenüber.
Es geht dabei um Naturschutz, genauso wie darum die Anrainer und Nachbarn nicht zu verärgern.

4) Parken

Nutze nur offizielle Parkflächen und achte beim Parken erstens darauf platzsparend zu parken, damit auch andere Kletterer noch die Möglichkeit haben, ihr Auto abzustellen.
Und vor allem achtet darauf, dass Feldwege, Einfahrten etc. frei bleiben! Und zwar nicht nur für ein kleines Auto, sondern auch für landwirtschaftliche Fahrzeuge.

5) Schon- & Brutzeiten

Informiere dich über und halte dich an Regulierungen wie Schon- und Brutzeiten. Diese sind vorrübergehende Sperrungen und wir können immerhin in den restlichen Monaten diesen herrlichen Fels nutzen. Wenn wir sie nicht einhalten wird der Fels eben ganz gesperrt.

6) Die Notdurft

Wenn man so einen ganzen Tag am Fels ist, muss man ziemlich sicher mal pieseln und vielleicht sogar mal größeres Geschäft verrichten.
Dazu: sollte es eine Toilette geben – auch wenn sie ein paar Minuten zu Fuß ist – bitte nutz diese um die Belastung des Bodens so gering wie möglich zu halten!
Toilettenpapier hat nichts in der Natur zu suchen! Egal ob Pipi oder mehr daran ist. Nimm einen Müllbeutel mit und pack das Papier wieder ein (zur Not wickel es in etwas weiterem Toilettenpapier ein und ab in die Tasche damit…)
Toilettenpapier braucht Jahre um zu verrotten und wir sind definitiv zu viele…da kommt die Natur irgendwann nicht mehr hinterher.

Bitte, bitte, wenn du Groß musst und kein Klor vorhanden ist: Grab ein Loch!!!
Einen Stein drauf legen hilft zumindest, dass niemand anderes in deinen Haufen tritt. Aber am besten vergräbst du den Haufen ganz, dann zersetzt sich alles auch schneller, die Geruchsentwicklung ist nicht ganz so unangenehm und es fällt nicht allzu stark auf. Auf das Loch dann noch einen dicken stein drauf, dann ist alles schön markiert falls der nächste dort graben will…

 

Von der Halle an den Fels – was du wirklich wissen willst

So, jetzt geht’s aber weiter mit den Infos die du wahrscheinlich eigentlich haben wolltest… Nämlich was brauchst du an Material fürs Felsklettern, wie findest du eigentlich die Felsen und und und…

Deine Ausrüstung zum Felsklettern

Am Fels gibt es keine fixen Exen wie in der Halle und häufig auch keine Schnappkarabiner in den Umlenkern.
Außerdem birgt ein Naturfels das Risiko von Steinschlag etc.
Entsprechend musst du deine Ausrüstung für den Fels etwas aufstocken:
Was du zusätzlich zum Hallenmaterial (Schuhe, Gurt, Chalk, Seil, Sicherungsgerät & Karabiner) benötigst:

1) Eigene Exen als Zwischensicherungen.

In Sportklettergärten sind normalerweise die Bohrhaken im Fels vorhanden. Du benötigst also Exen, die du als Zwischensicherungen in diese Haken hängen kannst 😉
Beachte, dass je nach Klettergarten auch mobile Sicherungen benötigt werden können! Je nachdem wo du klettern willst gibt es teils andere Erschließungs- und Begehungethiken. Das resultiert darin, dass du in manchen Klettergärten mobile Zwischensicherungen wie Keile oder Friend erstens besitzen und zweitens sicher einzusetzen wissen musst.
Such also am besten fürs erste Mal einen Klettergarten raus, in dem die Bohrhaken vorhanden sind.Hund und Helm beim Klettern am Fels

2) Helm

In vielen Klettergärten besteht Steinschlaggefahr. Auch können Exen herunterfallen. Zu deiner eigenen Sicherheit solltest du deshalb einen Helm tragen.

3) Ein längeres Seil

Das Hallenseil kann für die Routen am Fels zu kurz sein, weshalb du wahrscheinlich ein längeres Seil benötigst. Für die meisten Routen sind 60 – 70m ausreichend, das kommt aber aufs Gebiet an.
Infos dazu was für eine Seillänge empfohlen ist bzw. wie lang die Touren sind, findest du im jeweiligen Topo.

4) Karabiner

Du solltest normalerweise zumindest 2 eigene Schraubkarabiner besitzen.

5) Rucksack etc.

Außerdem brauchst du natürlich einen Rucksack, um das ganze Zeug zum Fels zu kriegen, vernünftige Zustiegsschuhe, Warme Klamotten (auch an warmen Tagen können Wind und Schatten dafür sorgen, dass man schnell auskühlt), ein erste Hilfe Set und Verpflegung für den Tag

6) Seilsack

Dieser bewahrt dein Seil vor dem gröbsten Dreck, egal ob Schlamm oder Staub.

Felsklettern im Ötztal - anders als HalleWo sind die Kletterfelsen & wie kommt man hin?

Okay, jetzt bist du soweit ausgestattet… Was nun? Wo findest du überhaupt die Felsen? Wie kommst du hin und wie erkennst du dort die Routen?

Um draußen klettern zu gehen ist das Erste, was du tun musst, dich zu informieren wo es Klettergärten gibt.
Am Besten kannst du das einerseits in der lokalen Community erfragen, also in deiner Kletter/Boulderhalle oder bei entsprechenden Facebookgruppen. Dann weißt du allerdings immer noch nicht welche Touren wie schwer sind.
Für die Klettergärten gibt es normalerweise Kletterführer /Topos.
Einfach mal in der lokalen Community, deiner Kletter-/Boulderhalle oder dem nähesten Kletter/Bergsportgeschäft fragen, ob es für die Region einen Führer gibt.

Dort findest du alle Infos zu Anfahrt, parken, Besonderheiten des Gebiets, Zustieg und dann natürlich der Schwierigkeit der Routen.

Zur Vorbereitung ist wichtig, dich noch zu fragen welches Wetter gerade herrscht und welche Ausrichtung die Wand hat. Bei 30 Grad in der Sonne wird man sonst leicht gebraten und bei 8 Grad im Schatten kann es für den ersten Felstag ganz schön kühl werden…

Am Fels angekommen

Macht man sich erstmal ein Materiallager und orientiert sich. Schau dabei, dass dein Zeug niemandem im Weg rumliegt. Weder beim Gehen, noch beim Sichern.

Dann suchst du dir mit dem Topo deine Aufwärmtour und dann kanns eigentlich auch schon losgehen, oder?
Das Topo richtig lesen will auch gelernt sein. Manchmal verläuft man sich auf dem Zustieg schon und steht dann vor der Wand und rätselt, welche Tour wo ist.

Ein guter Anhaltspunkt sind Routennamen am Fels. Aber die sind lange nicht in jedem Gebiet angeschrieben.
Nimm dir Zeit, dich zu orientieren und wirklich die richtige Route zu finden.
Außerdem macht es Sinn erstmal einfach zu starten, auch mit einer leichteren Route als normalerweise in der Halle… Denn Felsklettern ist einfach etwas anders. Dazu jetzt noch etwas mehr.

Was gibt es nun beim Klettern am Fels selbst zu beachten?Frau beim Sichern am Fels

Vor dem Einstieg:

1) Genügend Exen dabei haben!

Manche Topos haben eine Angabe, wie viele Exen du für die Route brauchst. Andere nicht. Schau von unten schon, wie viele Haken du siehst und hau dir noch ein paar mehr Exen an den Gurt, nur um sicher zu sein.
Niemand steht gern diverse Meter vorm Umlenker mit „nacktem“ Gurt.

2) Schuhe putzen!

Mach dir direkt bevor du in die Tour startest die Schuhe vernünftig sauber. Erstens hast du am Fels so viel besseren Halt und zweitens nutzt sich der Fels nicht so stark ab.

3) Knoten & Partnercheck!

Am Fels ist es nochmal wichtiger als in der Halle, da die Routen oft länger sind und auch unterschiedliche Länge haben: Der Knoten im Seilende!
Sollte selbstverständlich zum Partnercheck gehören und sollte auf jeden Fall gemacht werden. Es gibt immer wieder Unfälle, weil das Seil zu kurz war und kein Knoten gemacht wurde…
Natürlich sollten auch alle anderen Punkte des Partnerchecks vor jedem Einstieg gemacht werden!

Was ist beim Klettern am Fels anders als in der Halle?

Frau beim Felsklettern in Arco 4) Routenfindung

Zwei Dinge, die sich zur Halle sehr unterscheiden sind die Routenfindung und die Griffe/Tritte am Fels ausfindig zu machen.
Normalerweise folgt die Route in etwa der Hakenreihe. Gleich wie in der Halle kann es aber sein, dass man mal links, mal rechts der Hakenlinie klettert.
Hier sollte man der logischen Linie der Felsstrukturen folgen.
Als Faustregel gilt: Sinnvoll den Strukturen folgen und dabei darauf achten, dass man die Haken noch gut erreichen/clippen kann.
Eine Schleife von 5m ist sicher zu viel 😉
Außerdem sind natürlich Griffe und Tritte nicht farbig markiert, sondern man schaut, was die Wand hergibt. Dadurch werden die Haltezeiten um einiges länger und oft übersieht man auch mal Griffe oder Tritte. Die Strukturen gut zu lesen ist Gewöhnungssache und braucht etwas Übung. Stell dich daher darauf ein, dass es etwas mehr Energie kostet sich in der Wand zu orientieren.
Je mehr Zeit man am Fels verbringt, umso besser kann man den Fels „lesen“.

5) Tritte

Im Zusammenhang mit dem Lesen des Felsen steht auch das Tritte suchen und die Tritte selbst.
Normalerweise hat man am Fels viel kleinere Strukturen zum Stehen, als in der Halle.
Stell dich am besten darauf ein, wenn du draußen kletterst, dass sich viele Tritte erstmal unsicher anfühlen.
Gleichzeitig kann ich nur empfehlen – eben damit du dich auch am Fels sicher auf den Füßen fühlst – an deiner Trittechnik zu arbeiten.
Man sieht in der Halle anhand der Titttechnik der Leute sehr genau, wer oft am Fels klettert und wer nicht.

6) Exen richtig einhängen

Ein zentraler Unterschied zum Klettern in der Halle: ich hänge meine Zwischensicherungen selber ein. Auch hier gibt es ein paar Dinge zu beachten.
Die Exen sind normalerweise so aufgebaut, dass einer der Schnapper in der Bandschlinge beweglich ist und der andere Karabiner über ein Gummi mit der Bandschlinge fixiert, sodass sich der Karabiner nicht drehen kann.
Der bewegliche Karabiner gehört in den Haken an der Wand. Der fixierte Karabiner ist fürs Seil da.
Wer die Exe andersrum hängt riskiert, dass sich die Exe aus dem Haken ausclippt.
Außerdem sollten die Karabiner nicht getauscht werden. Die Karabiner, die normalerweise in den Bohrhaken gehängt werden, bekommen mit der Zeit kleine Macken, da Metall auf Metall schlägt bei Krafteinwirkung. Wenn ich diesen Karabiner nun als Seilkarabiner verwende, so kann die scharfe Kante dazu führen, dass das Seil schneller abnutzt oder Macken bekommt.

Auch beim Hängen der Exen in den Haken sollte man die Augen offen halten. Der Fels hat Kanten und Vorsprünge. Nicht jeder Bohrkhaken ist perfekt gesetzt und man sollte besonders darauf achten, dass keine Felsstruktur den Schnapper des Karabiners aufdrücken kann.

Ebenso gilt als Faustregel, dass die geschlossene Seite des Karabiners in die Richtung zeigt in die ich (wahrscheinlich) weiter klettere.
Da man am Anfang aber oft noch nicht so recht sieht wo man hinklettert ist das nicht immer so einfach direkt umzusetzen.

7) Seilreibung

Ein weiterer Punkt, der beim Klettern am Fels anders ist als in der Halle, ist die Seilreibung.
In der Halle sind die Hakenreihen normalerweise sehr gerade. Am Fels sind die Routen nicht immer gerade. Sie verlaufen auch mal schräg, folgen den logischen Strukturen und Hakenplätze sind durch die Felsqualität bestimmt.
Deshalb sind die Haken oft nicht genau in einer Reihe. Das gibt einen zickzackartigen Seilverlauf, oder das Seil läuft über den Fels, wodurch eine größere Seilreibung entsteht.
Einerseits ist dies wichtig beim Sichern einzukalkulieren, da Seilreibung das weiche Sichern schwerer macht und weiches Sichern wichtig für angenehme Stürze ist.
Andererseits kann die Seilreibung am Ende einer Tour das Seilausziehen und clippen extrem erschweren.
Entsprechend kann es sinnvoll sein, an bestimmten Stellen, verlängerte Exen einzuhängen, um den Zickzackverlauf & damit die Seilreibung zu verringern.

8) Topropen am Fels – Fixmaterial schonen! Toprope am Fels

Zum Thema Fixmaterial kommen wir gleich nochmal. Wichtig: Das Material wird oft aus privater Tasche gezahlt.
Deshalb ist sollten wi alle denVerschleiß so gering wie möglich zu halten.
Bitte nutze zum Topropen dein eigenes Material!
Das heißt derjenige, der die Tour einhängt (vorsteigt), hängt am Top zwei Schrauber, oder einen Schrauber und zusätzlich eine Exe ein und hierüber läuft das Toprope. Nicht über den fix im Umlenker hängenden Karabiner!
Man glaubt es kaum, aber ja, durch den Sand, der im Seilmantel ist, reibt durchs Ablassen und besonders durchs Topropen das Metall durch. (Gleich wie der Fluss den Fels aushöhlt)
Da es umständlich und teuer ist und erstmal jemanden braucht, der sich der Sache annimmt einen Umlenker neu einzurichten, weil der Karabiner durchgeschliffen ist, sollten wir alle versuchen die Karabiner so wenig wie möglich abzunutzen.
Heißt: wenn noch jemand im Vorstieg reingeht, hänge ich eine Exe in den Umlenker und komme über diese runter anstatt über den fixen Karabiner. Und wenn jemand im Toprope klettern will hänge ich ebenso eigenes Material rein. Der Umlenker wird nur zum Abbauen der Tour genutzt.

Routenabbau beim Felsklettern

9) Route abbauen – Material wieder einsammeln

Damit sind wir auch schon beim nächsten Punkt: Wie kriege ich nach vollendeter Tour mein Material wieder aus der Wand?
Antwort: Du musst umbauen können.

Das Umbauen (also was man am Umlenker oben tut, wenn kein Karabiner zum Seil einhängen vorhanden ist) hier zu erklären macht wenig Sinn und führt wahrscheinlich nur zu Unfällen.
Deshalb: Lass dir das vernünftig beibringen, am besten in einem Kurs, übe das Umbauen zunächst am Boden, bis du es sicher beherrscht und lerne es auch für verschiedene Umlenkeraufbauten.

Denn…Es gibt im Klettergarten keine standardisierten Umlenker!
Manchmal hat man einen Schnapper, der mit zwei Haken verbunden ist, manchmal statt dem Schnapper nur einen Ring, manchmal nur zwei Haken mit Ringen und manchmal auch nur einen Haken… Wenn du die Tour abbauen willst, muss das Seil entsprechend durch das Fixmaterial laufen.
Dabei solltest du auf Redundanz achten, also dass du immer mindestens auf 2 Haken gesichert bist.
(Aber auch das ist leider nicht in allen Gebieten möglich. Beispielsweise besteht die Standardumlenkung in Franken aus nur 1 Haken)

Wichtig ist zu sagen:
Du musst Umbauen können, um dein Material aus der Wand zu kriegen!

10) Material abbauen bei Überhang & Querungen.

Kommst du nicht genau in der Linie, in der die Exen laufen, wieder runter, so hilft dir eine weitere Exe dabei, nicht zu sehr aus der Linie zu pendeln.
Clippe beim Ablassen die eine Seite der Exe neben deinen Knoten in deine Anseilschlafe und die andere Seite der Exe an das Seil, dass durch die Exen an der Wand läuft.
So kannst du dich immer wieder zu den Exen ziehen und in Ruhe abbauen.

Gefahren beim Klettern am Fels

11) Steinschlag

Wie oben schon erwähnt kann am Fels schnell mal etwas von Oben kommen. Entweder, weil der Kletterer einen Tritt oder Griff herausbricht, oder weil oberhalb des Klettergartens Gamsen langlaufen und Steine lostreten, oder weil der Wind oberhalb ein paar Steine runterpfeffert.
Schütze dich selbst indem du einen Helm trägst!

12) Das Fixmaterial im Fels – es gibt keinen TÜV am Naturfels

Was du am Fels immer bedenken solltest ist, dass Routen oft von Privatpersonen erschlossen, also eingebohrt werden. Manchmal steckt eine Organisation oder Förderung dahinter, aber dennoch gibt es am Fels keine Normprüfungen, wie in der Halle.
Somit solltest du selbst immer ein waches Auge auf das Hakenmaterial haben.
Natürlich ist das schwer, wenn man sich nicht auskennt.
Es kann vorkommen, dass Haken veraltet sind, verrostet, oder auch dass sich Muttern lösen.
Wenn sich das Plättchen des Haken dreht – schraub die Mutter so gut du kannst beim Klettern wieder fest und wenn du hast, nimm noch einen Schlüssel und zieh sie später nochmal vernünftig an.
Auch solltest du auf Verschleiß wie Rost achten und darauf, ob sich das Material bewegt.
Es gibt verschiedenste Anzeichen für schlechtes Hakenmaterial. Hier ist es sinnvoll sich entsprechend zu informieren, um selbst beurteilen zu können, ob man die Route an dem Material klettern möchte.
Eine tolle Übersicht über Bohrhaken, verschiedene Systeme und veraltete Haken findest du in der Bohrhaken-Broschüre vom DAV.
Dort wird auch das einbohren etc erklärt, aber selbst wenn das nicht relevant ist kann man sicher hier sehr gut über das untercshiedliche Material informieren.
Was mir wichtig ist, was du mitnehmen solltest: Bitte vertraue nicht blind irgendwelchen Haken in der Wand. Du brauchst keine Paranoja schieben, aber behalte im Hinterkopf, dass hier keine TÜV Prüfung eine Abnahme macht, wie in den Kletterhallen.

13) Hakenabstände

Meist sind die Abstände der Haken am Fels um einiges weiter als in der Halle. Damit einher gehen weitere Stürze, der Sicherer muss sich entsprechend anpassen und man sollte sich mental darauf einstellen, dass man auch mal mit den Füßen auf gleichen Höhe oder über der letzten Exe steht, bevor man die nächste clippen kann.
Auch der erste Haken ist in manchen Gebieten extrem hoch angesetzt.
Egal wo du kletterst: schau dir die Abstände und damit auch mögliche Gefahren an.
Aus 5m vor dem ersten Haken runterzufallen ist keine Freude und es kann Sinn machen, sich einen Clipstick anzuschaffen um solche Situationen nicht zu riskieren.

14) Sturzgelände

Der Fels ist Fels… die Kanten sind hier nicht mit Metall abgedeckt und es gibt Absätze, Vorsprünge, Dächer etc., die potentielle Gefahren bei einem Sturz sind.
Schaut euch entsprechend vorab den Fels an und besprecht kritische Begebenheiten am Felsen.
Auf dieses schlechtere Sturzgelände muss der Sicherer entsprechend gefasst sein und sollte wissen, oder lernen wie er sich in welcher Situation verhalten sollte.
Genauso, wie der Kletterer diese Situationen einschätzen können sollte, um beim Klettern entsprechend agieren zu können.

15) Den Sicherungsplatz vernünftig herrichten

Der Wandfuß in der Natur ist normalerweise unebener als ein Hallenboden. Umso wichtiger ist es, sich einen ordentlichen Sicherungsplatz zu suchen und vorzubereiten.
Man sollte in Falllinie der ersten Exe stehen, einen guten Stand haben, darauf achten, dass man selbst nicht unter Dächern oder vor Felsbrocken steht, in die man reingezogen werden kann und man sollte sich vorab das Seil vernünftig positionieren, sodass man flüssig Seil ausgeben kann.
All das sei bei der Wahl des Sicherungsplatzes im Kopf zu behalten.

 

Ein paar Schlussworte zum Klettern am Fels im Vergleich zur Halle

Okay… du siehst es sind doch recht viele Dinge zu beachten beim Felsklettern.
Eine super Zusammenfassung findest du im kostenlosen Ebook von Petzl „Accessbook 5: Sicher Klettern am Fels“ (deutsch).
Aber: Alles kein Hexenwerk! Man kann das lernen und hat recht schnell all diese Dinge auf dem Schirm, wenn man sich vernünftig damit beschäftigt.
Richtig umgesetzt und mit dem richtigen Wissen ist Sportklettern am Fels ein sehr sicherer Sport und gleichzeitig eine wundervolle Freizeitbeschäftigung im Freien!
Für mich ist es meine liebste Freizeittätigkeit – neben Bergtouen und meinem Hund… Aber in Tirol kann man meist ja alles vereinen 🙂

 

Wenn du auf der Suche nach einem Kurs bist,

um alles wichtige zu lernen und sicher draußen am Fels klettern zu können, dann freu ich mich, wenn du bei einem unserer Kurse „von der Halle an den Fels“ dabei bist!
Termine und alle wichtigen Infos zum Kurs findest du hier:

 

Von der Halle an den Fels - Kletterkurs

 

Bei Fragen schreib mir gerne eine Email.

Ansonsten erstmal alles Liebe & Rock on,

Deine Aletta

 

 

Bildcredit:

Thomas Straub

Evan Brocket

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